ANREGUNG IM DEZEMBER 2017

 

Hilfreiches Werkzeug zur Moderation bei Gesprächen oder Präsentationen: sicher NAVIgieren.

NAVI beinhaltet die Initialen für Nachfragen, Abgrenzen, Vertagen und Ignorieren.

Mit diesen vier Aktionen können Sie nahezu allen überraschenden Situationen, die zum Beispiel in einem Gespräch oder einer Moderation auftauchen können, begegnen. Um weitere Informationen zu erhalten, einen Gesprächspartner zum Thema zurück zu bringen, Zeit zu gewinnen, Klarheit und professionelle Distanz zu schaffen, die Struktur einer Moderation aufrecht zu erhalten und/oder ohne weitere Reaktion souverän fortzufahren.

Ob freundliche oder aufgebrachte Gesprächssituation, ob überraschend, laut oder durcheinander vom Anderen vorgebracht, mit Gefühlen wie Ärger, Frust oder ruhig und klar. NAVI dient in allen Situationen.

Vier Tipps dazu:

1) Nachfragen

Dies ist die wichtigste Technik von den Vieren und gleichzeitig die einfachste vom Modell her. In der Anwendung erfordert sie – wie alles – Übung und Vorbereitung.
Vorgehensweise: Sie fragen einfach nach. Sie können sich dafür entscheiden, zunächst ohne zu antworten oder etwas zu erklären nachzufragen.
Nutzen: Sie geben den Ball zurück, Sie sind aus dem Fokus, der Andere ist dran. Nun haben Sie Zeit, den Körper zu entspannen, die Atmung zu vertiefen und Gedanken zu ordnen. Nachfragen hat mehrfache Nutzen: Es ist wertschätzend, da Sie mit dem anderen interagieren. Es ist hilfreich, da sie möglicherweise weitere Informationen erhalten. Es schafft Klarheit, falls der andere nur heiße Luft oder Ärger absondern wollte; nach dem Nachfragen wird (ihm) evtl. klar, er hat gar nichts zu sagen oder zu fragen.
Übung: Notieren Sie mind. drei Sätze/Fragen, mit denen Sie wertschätzend nachfragen können und die Sie bei der Moderation eines Gesprächs unterstützen. (Z.B. „Danke für diese Frage/Einwurf, können Sie das bitte genauer erklären?“ oder „Ich merke wie wichtig Ihnen das Thema und diese Frage ist. Damit ich passend antworten kann: Können Sie mir noch weitere Details geben?“) Üben Sie diese Sätze mind. 10-20 mal laut sprechend, damit Sie sie besser abspeichern. Denn in Stresssituationen können wir das am besten abrufen, was wir viele Mal geprobt haben.

Merksatz: „Ich gebe den Ball zurück und bleibe im Spiel.“

2) Abgrenzen

Dieses Vorgehen dient zunächst nur der eigenen Positionierung und Grenzverdeutlichung. Am wirkungsvollsten für eine Kommunikation oder Moderation in Kontakt ist es, die Abgrenzung später als Vorstufe für das Nachfragen oder Vertagen zu nutzen.
Vorgehensweise: Sie sagen kraftvoll, klar und deutlich einen Satz, der Ihre Position, Meinung, Idee, Werte oder Bedürfnisse verdeutlicht.
Nutzen: Hiermit machen Sie dem anderen klar: Ich und meine Auffassung sind anders als du. Nicht besser oder schlechter, anders. Da das Gesprächspartnern oft nicht klar ist, dürfen wir ihnen wie selbstverständlich dabei helfen. Andere sind anders.
Übung: Wichtig ist auch hier wieder, passend vorbereitet zu sein. Damit Sie sagen können wie Ihre Meinung ist und für welche Werte Sie stehen, müssen Sie dies vorher genau wissen. Also bitte lange vor dem Termin schriftlich klären: Wer ist die Zielgruppe? Was wird diese erwarten? Was für Fragen, Einwürfe, Zweifel können kommen? Wie sind Ihre eigenen Ziele, Erwartungen und Werte? Nutzen Sie hierzu zusätzlich die TAZZ-Formel und ZAR-Methode. (Hier sind nach meiner Auffassung auch ausnahmsweise sog. Nicht-Sätze passend. Beispiele „Das ist nicht das, was ich mir unter wertschätzender, fairer, kollegialer Kommunikation vorstelle.“ oder „So führe ich das Gespräch nicht weiter. Mir fehlt hier Struktur, Transparenz und Vertrauen. So möchte ich nicht arbeiten.“) Üben Sie diese Sätze mind. 10-20 mal laut sprechend, damit Sie sie besser abspeichern.

Abgrenzen in Kombination mit Nachfragen: z.B. „So hatte ich mir das hier nicht vorgestellt. Bringen Sie mich bitte auf den neuesten Stand.“
Abgrenzen in Kombination mit Vertagen: z.B. „Das funktioniert hier grad gar nicht für mich. Ich nehme mir grad mal zwei Minuten Auszeit. Ich bin gleich wieder da. Dann kann ich weiter sprechen.“

Merksatz: „Ich bin es mir wert und übe professionelle Distanz.“

3) Vertagen

Sie nehmen sich souverän die Zeit, die Sie brauchen, um ein überraschendes Ereignis oder eine Frage zu bedenken. Wie lange dieses Verschieben ist, entscheiden Sie individuell und situativ. Und das dürfen Sie nachdrücklich und kompetent vermitteln.
Vorgehensweise: Sie teilem Ihrem Gegenüber ruhig, selbstbewusst und klar mit, wie bei Ihnen der Stand der Dinge ist. Zum Beispiel, dass Sie die Antwort momentan nicht haben und dass Sie sich bis Zeitpunkt X darum kümmern. Oder dass Sie wissen, wer sich kümmert und nennen Namen und Kontaktdaten des Ansprechpartners.
Nutzen: Auch hier bleiben Sie im Spiel der Kommunikation und schaffen Klarheit. Sie helfen weiter.
Übung: Finden Sie mindestens drei Sätze, die Sie in ihr neu angelegtes Vokalbelheft notieren. Laut sprechend mind. 10 – 20 Mal proben. Siehe oben. (Beispiele „Das ist eine wichtige Frage, danke. Ich kann es Ihnen leider jetzt nicht sagen. Ich finde es für Sie raus und melde mich heute bis 15 Uhr bei Ihnen. Passt das? Wie ist ihre Nummer? Hier ist meine Karte.“ oder „Ich kenne die kompetente Expertin für Sie. Sie hilft Ihnen gern weiter. Frau X erreichen Sie unter X… Oder kann sie sich bei Ihnen melden?“)

Merksatz: „Kein Mensch muss zu jeder Zeit alles wissen.“

4) Ignorieren

„Beachtung bringt Verstärkung. Im postiven wie im negativen Sinn.“ Nikolaus Enkelmann. Entscheiden Sie spontan, Ereignisse nicht zu beachten und überhaupt nicht darauf zu reagieren – entspannt und energiereich weiter zu machen.
Vorgehensweise: Unabhängig davon, was auch immer dort geschehen ist: Sie halten, ohne „mit der Wimper zu zucken“, ihre Moderation, Präsentation weiter.
Nutzen: Jemand kommt (laut grüßend und stühleklappernd – kennen Sie solche Leute?) zu spät herein. Jemand redet mit dem Nachbarn. Jemandes Telefon piept, jemand hustet, seufzt laut, verdreht die Augen. Jemand ruft etwas rein… und so weiter, und so fort.
Sie leiten die Veranstaltung. Niemand anders. Sie entscheiden, welchen Stellenwert ein Ereignis bekommt. „Den Wind aus den Segeln nehmen“ oder „Zu einem Geplänkel gehören zwei. Wenn Sie nicht mitmachen, ist es kein Geplänkel.“
Übung: Grade auch diese Art (nicht) zu reagieren und bei sich und dem eigenen Fokus zu bleiben, braucht eine klare Einstellung, Haltung und damit Vorbereitung. Nutzen Sie z.B. die ZAR-Methode, um sich vorab zu klären. Üben Sie professionelle Distanz: Sie sind für sich zuständig. Andere sind für sich zuständig. Oft entlarven sich Hohlredner in einem aufmerksamen Publikum selbst.
Üben Sie ruhig und souverän zu schweigen oder klar und freundlich mit Ihrem Thema weiter zu machen.
Und geichzeitig können Sie natürlich irgendwann entscheiden: nun reicht es mit den Überraschungen, Handlungen oder Worten von Zuschauern. Dann grenzen Sie sich bitte kraftvoll und wertschätzend ab.

Merksatz: „Wenn dir einer einen faulen Apfel zuwirft, fängst du ihn?“

Wichtig bei allen vier Techniken ist, gut vorbereitet zu sein, Stichworte, die eigenen Vokabeln (neue Sätze) mit dem angelegten Vokalbelheft zu lernen. Üben, üben, üben. Jeden Tag einmal genügt. Je mehr desto besser. Sprechen Sie in Ich-Sätzen von sich selbst.

Gutes Gelingen!