AN/REGUNG IM NOVEMBER 2019

Die Situation haben Sie alle schon einmal erlebt: Sie halten einen Vortrag oder eine Präsentation und Menschen aus dem Publikum kreuzen Beine, Arme oder Hände („machen körperlich zu“). Sie sehen vor sich verschränkte Arme und/oder Beine, möglicherweise noch in Kombination mit einer Hand im Gesicht – so genannte Kritik-Gesten. Doch verschließt sich Ihr Publikum nicht immer, sondern drückt eventuell sogar das Gegenteil aus.

Die Hand im Gesicht

Was gemeinhin als Kritik-Geste verstanden wird, ist unter Umständen gar nicht so gemeint. Versetzen Sie sich einmal in die Situation: Jemand trägt etwas vor und Sie sind in der Rolle des Zuhörers. Sie hören aufmerksam zu, denken nach, bilden sich eine Meinung, warten und schweigen.

Das L

Eine klassische Pose ist hier das Daumen-Zeigefinger-L  am Kinn oder an Kinn und Wange. Hier nehmen Sie sich möglicherweise nur einen Moment raus aus der Situation, um sich in Ihre Gedanken zurückzuziehen: „Ich brauche einen Moment für mich, um in Ruhe über das Gehörte nachzudenken und mir danach eine Meinung zu bilden.“

Diese Form der Selbstberührung kann außerdem ein Ausdruck von Selbstwahrnehmung sein. Vielleicht brauchen Sie just in diesem Moment eine Stärkung oder Beruhigung. Sie schmeicheln und berühren sich und suchen den bestmöglichen Weg, sich wohlzufühlen.

Die dritte, ganz simple Interpretation: Es juckt Ihnen einfach im Gesicht. Bart, Haut, Pickel, Haare, …

Der (Zeige-)Finger auf dem Mund

Diese Geste symbolisiert: „Sei leise!“  Genauso kann sie aber auch bedeuten: „Ich bin leise, denn ich habe in diesem Moment nichts zu sagen.“

Auch diese Geste kann eine Form der Selbstberührung sein, wie oben erläutert. Schauen Sie hier auch auf die Mimik insgesamt: Ist diese offen und entspannt, ist nichts Kritisches dahinter zu vermuten. Dann hat diese Geste mit der Person selbst zu tun.

Verschränkte Arme und Beine

Verschränkte Arme, verknotete Beine, ein Finger auf dem Mund oder das L im Gesicht – mehr Kreuzungen und damit Abgrenzungen gehen nicht. Auch das hat oft nur mit der Person selbst und wenig bis gar nichts mit dem Redner zu tun. Wenn der Redner selber dies tut, hat es nicht unbedingt etwas mit dem Publikum zu tun. Vielleicht ist die persönliche Stimmung gerade schlecht, jemand anderes ist zu nahe gekommen, der Stuhl ist unbequem oder Sie empfinden körperliches Unwohlsein.

Das Verschränken der Arme ist etwas, dass wir oft unbewusst und situativ tun. Diese eine Kreuzung vor dem Körper ist ab und zu in Ordnung und darf ca. 10% der Gesamtgesprächszeit  einnehmen. Wer kennt das nicht, sich in einer Moderation, einem Gespräch, einer Präsentation u. ä. sich kurz rausnehmen zu wollen.

Gleiches gilt für zwei Kreuzungen vor dem Körper, zum Beispiel verschränkte Arme in Kombination mit dem Finger auf dem Mund, am Ohr, am Auge oder am Kinn und/oder gekreuzte Beine oder überschlagene Knöchel.

Die Interpretation kann auch hier sein, dass Sie oder die Person aus dem Publikum gerade Zeit für sich braucht – einen Moment der Ruhe oder der Selbstwahrnehmung, Nachdenken über Gesagtes. Die Kombination aus Gestik und Mimik, zu- oder abgewandter Haltung und Körperspannung  verrät Ihnen, ob Sie es hier mit Ablehnung oder Abgrenzung zu tun haben.

Drei Kreuzungen hingegen sind ein kleines Alarmzeichen. Vor Ihnen sitzt eine Person, die den Finger auf dem Mund und sowohl Arme als auch Beine verschränkt hat? Werden Sie aktiv! Beobachten Sie und fragen Sie nach. Pausieren Sie und heben Sie die Situation auf eine Metaebene: „Wie fühlen Sie sich gerade?“ „Brauchen Sie etwas?“

Pausieren und fragen

Pausen sind ungewohnt, dabei bringen sie oft Klarheit mit Blick auf Kritik-Gesten. Sie geben Ihnen die Chance, Kontakt zu Ihrem Publikum zu halten. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, Ihren Zuhörern Wertschätzung entgegen zu bringen. Fragen Sie nach, um die für Sie wichtigen Infos zu erhalten. Ihr Publikum wird das nicht kritisch auffassen, im Gegenteil: Wer wird nicht gerne gehört und gesehen?

Bei allem: Bleiben Sie aufmerksam – mit Blick auf Ihre eigenen Kritik-Gesten sowie auf die Gesten Ihres Publikums. Nachfragen und Empathie geben kann im Zweifel Klarheit bringen. Üben bringt Sicherheit.

Bei Fragen und Wünschen bin ich gerne für Sie da: T 0511.9994000 und info@schwichtenberg-training.de.

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Herzliche Grüße Arndt Schwichtenberg