Gibt es so etwas wie weibliche oder männliche Kommunikation?

Wie sind deine Erfahrungen? Sprechen, meinen, formulieren Frauen und Männer anders? Wenn nein, klingt denn alles ähnlich oder gleich? Wenn ja, wo sind die Unterschiede und gibt es Hilfreiches zu beachten? In beiden Fällen die Frage: Warum wäre das Jeweilige so?

Ich behaupte, es gibt gewisse Gleichheiten und Ähnlichkeiten und es gibt gravierende Unterschiede.

Warum, erläutere ich im Folgenden und gebe dir Tipps zu „Tu’s und Lass es“.

1. Wenn du, Mann, „ins Land Frau reist“, lerne mindestens ein wenig Frau. Empfehlung für die Frau andersrum genauso. (So ähnlich wie bei einem Italienurlaub. Du wirst wohl kaum erwarten, dass dort alle nur für dich Deutsch können, oder?) Genauso verhalten sich aber sehr viele Menschen: Nur weil es „scheinbar“ die gleiche Sprache (Deutsch) ist, brauchst du nichts zu tun? Es ist an vielen Stellen eine komplett andere Sprache und Verhaltensweise zwischen Frau und Mann.
Was hast du nun davon Frau oder Mann zu lernen: Du kannst dich einfacher verständlich machen und wirst eher verstehen können. Du kannst leichter in eine (zumindest minimal) funktionierende Verbindung gehen und eher erreichen, was du möchtest.

Der Haken:

Am Anfang einer Verliebtheitsbeziehung ist die Anziehung groß und der Hormoncocktail schäumt über: vieles ist leicht, die Brille rosa, fast alles flowt und funktioniert. Auch am Anfang einer Berufsbeziehung ist die Achtsamkeit höher und die Offenheit größer. In dieser Phase achten wir kaum bewusst auf gelenkte oder bedeutsame Kommunikation, alles scheint „richtig“. Und überhaupt ist alles lieblich, was aus dem Mund der Schönen perlt. Aber: Das lässt mit der Zeit nach und das Maß steigt, mit dem man sich weiter, genauer und tiefer kennenlernt mit erfreulichen Eigenheiten und nervigen Macken. Wenn daraus eine länger dauernde private oder berufliche Beziehung wird, folgen nun verschiedene typische Phasen einer Beziehung (siehe ein Beziehungsmodell/Phasen). Das hat zur Folge, dass irgendwann Alltag, Wiederholungen, Routine einkehren und es eine Herausforderung wird achtsam, geduldig und tolerant zu bleiben.

2. Ich möchte hier keine Klischees oder Etikettierungen fixieren. Ich mache Angebote zur Forschung und Erkenntnis über dich und dein Gegenüber. Das kann helfen, dich und andere leichter anzunehmen, zu verstehen und Verbindungen herzustellen.

Stell dir vor, Männer und Frauen kämen ursprünglich vor langer Zeit von zwei völlig unterschiedlichen Planeten im Weltall. Ein Planet mit Frauen, femininer Kommunikation, Leichtigkeit, Blumen, tanzen, lachen, Interaktionen, vielen Gesprächen, Austausch über viele Themen, einer Flut von Worten und Informationen… Kommunikation zum Selbstzweck. Motto: „Ich spreche mit dir oder frage dich etwas, also wertschätze ich dich. Je länger, desto besser.“
Und ein Planeten mit Männern, mit Aufgaben, Erledigungen, kurz und bündig, es gab immer etwas zu tun mit Arbeitsanzug und Werkzeugkoffern und dazu musste Mann sich kurz verständigen und dann gings schweigend ans Werk oder auf die Jagd, um Nahrung zu beschaffen. Kommunikation zu Informationszwecken. Motto: „Ich rede kurz mit dir, um eine Info zu erhalten, damit ich hier meinen Job weitermachen und was erledigen kann. Auch für dich und für die Gemeinschaft.“Gegensätzlicher im Bild dieser Polarisierung geht’s kaum. Selbstzweck vs. Informationszweck. Wertschätzung durch Begegnung vs. Auskünfte für Erledigungen.

Ich behaupte, so wie oben beschrieben, stehen wir oft da. Zum Beispiel
Sie will reden, einfach weils schön ist. Er will nach der Arbeit „seine Ruhe“. Das findet sie gar nicht so toll und verstehts nicht.
Er möchte eine Mitteilung von ihr, damit er seine Aufgabe erledigen kann. Sie hat viele Rahmeninfos, Details, Hinweise und Gesprächsstränge. Er kommt nicht mehr hinterher, wird erst verwirrt und dann sauer.
Der Meister der Gesellschaftssatire Loriot hat diese Situationen vielfach genüsslich seziert. Darüber können wir lachen. Und wenn dann ein „genau wie du“ kommt , geht der Reigen erst richtig los.

3. Eine Theorie ist, dass in unserer DNA teilweise bis heute noch uralte Infos, Rollenmuster und Verhaltensweisen gespeichert sind. Sehr vereinfacht gesagt: Die weibliche Rolle in der Vorzeit war eher bei oder in der Höhle mit Kindern und anderen Müttern, das Kleine und das Feuer versorgen oder Beeren sammeln. Die männliche Rolle war eher der Jäger, Kämpfer und Versorger, alleine auf der Jagd oder am kämpfen. Nach getaner Arbeit („Rollenerfüllung“) schweigend am Feuer allein oder im Kreis der Anderen.
Folge:
Hier eher viel Kontakt, offen in verschiedene Richtungen, Gemeinschaft und Kommunikation, viel gleichzeitig sowie Spiel, Kümmern, Variationen und Lebendigkeit.
Dort eher Alleinsein oder kleine Gruppen unter sich, wenig Gespräch und Worte, Reduktion auf das Wesentliche, Sippe erhalten, Energie sparen: Schmaler Fokus auf das Beutetier oder „den Feind“. Überlebensmodus, Job erledigen, fertig, Pause, essen, Fortpflanzung, schlafen. Eins nach dem anderen. Ende. Ruhe.

Ganz so extrem ist es wohl heute nicht mehr. (Oder doch? 😉) Oder kennen wir alle doch jemanden, Frauen und Männer, die noch etwas oder viel von dem oben Genannten haben?

Was gilt es also heutzutage zu beachten?

Tipps für alle

⊗  Hab Geduld, sei Tolerant, übe Fragen zu stellen, um zu klären, ob du es stimmig verstanden hast.
⊗  Übe die fremden Wesen Frau und Mann von ihrer Haltung her zu verstehen, warum vielleicht dort eine Fühl-, Denk- oder Verhaltensweise so sein könnte.
⊗  Lass den Gedanken an dich heran, diese Andersartigkeit anzunehmen und zu akzeptieren. (Vielleicht verstehst vieles nicht.) Hör auf in besser oder schlechter zu bewerten. Er oder sie ist anders.
⊗  Übe die „Fremdsprachen“ Frau und Mann zu verstehen und zu sprechen.
⊗  Geh nicht automatisch davon aus, dass dein Gegenüber dich schon passend verstanden hat. Frag nach.
⊗  Mach dich mit dem Gedanken vertraut, dass das Geduld, Zeit, Übung und immer wieder sich öffnen und vertrauen braucht. (Denn auf dem „Weg zur Verständigung“ im Heute werden uns vermutlich immer wieder alte Verletzungen, Glaubenssätze oder unangenehme Erfahrungen aus längst vergangenen Zeiten querschießen.)

Tipps für den Mann

⊗  Für Frauen ist das Erleben und die Erfüllung u.a. folgender Bedürfnisse/Werte bereichernd: Fürsorge, Verständnis, Respekt, Hingabe, Wertschätzung und Sicherheit.* Praxis: Hör deiner Frau aufmerksam schweigend zu. Mind. 15 min./tägl. Lass sie sprechen. Du musst nicht alles verstehen – sei für sie da. Sie liebt das. Rede nicht dazwischen und hör auf sie reparieren zu wollen oder sie zu beraten. Sei charmant und hilfsbereit: tue viele kleine Dinge, die du vielleicht manchmal überflüssig findest – sie aber romantisch: Halte ihr die Tür auf, nimm ihr Arbeit ab, begrüße sie aufmerksam und freundlich, bedanke dich bei ihr, bring ihr Blumen mit, massiere ihr die Füße, küsse sie liebevoll, halte sie sanft und herzvoll umarmt, ohne sie sexuell anzumachen, kaufe Karten für euch für Theater, Kino oder Musical – was sie mag. Gib ihr Sicherheit, Vertrauen und Aufmerksamkeit: Sag ihr, wann du wie wo erreichbar bist und wann du wiederkommst, sag ihr wie wichtig sie dir ist, was du an ihr schätzt und dass du sie liebst. Mache mit ihr kleine gedankliche Phantasiereisen: zum Lieblingsurlaub usw.

Tipps für die Frau

⊗  Für Männer ist die Befriedigung u.a. folgender Bedürfnisse/Werte hilfreich: Vertrauen, Akzeptanz, Anerkennung, Bewunderung, Zustimmung und Ermutigung.* Praxis: Sprich in einfachen, klaren Sätzen. Behandele ein Thema nach dem anderen. Mach eine kleine Pause dazwischen. Sag dem Mann einfach, klar und deutlich was du meinst oder willst. Hör auf zu erwarten, „er wüsste schon“, was du meinst oder willst. Sag ihm zum Beispiel: „Hör mir jetzt nur mal 5 Minuten zu, das hilft mir schon sehr.“ (Rede nicht dazwischen.) Sprich mehr in konkreten Handlungsbitten (weniger in Bedürfnis- oder Werte-Kategorien), wenn du willst, dass er für dich aktiv wird. Bedanke dich bei ihm, wenn er etwas für dich, den Haushalt oder die Kinder getan hat. (Auch wenn es dir selbstverständlich oder nichtig erscheint. Und du das schon 1000 x getan hast.) Teile dich mit, wenn du dich unwohl fühlst oder du merkst, dass du PMS oder deine Tage bekommst. Bitte freundlich um Achtsamkeit und konkrete Unterstützung.

„Wir Menschen lieben es, Andere zu unterstützen.
Denn es bereichert unser Herz und erfüllt uns mit Sinn.
Wir tun das am liebsten, wenn wir freundlich gefragt werden und es freiwliig tun können.“
nach Marshall Rosenberg (Bergünder der Konfliktklärungsmethode „Gewaltfreie Kommunikation“.)

Gutes Gelingen und herzliche Grüße
Arndt

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* Zitiert aus dem sehr empfehlenswerten Ratgeber „Männer sind anders. Frauen auch. Männer sind vom Mars. Frauen von der Venus“ von Dr. John Gray, 1992, Goldmann, München, 318 S., TB.

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