ANREGUNG IM SEPTEMBER 2017

 

Wieviel Zeit hatten Sie heute schon mit sich allein?

Im Trubel des Alltags nehmen wir viele Rollen ein. Mutter, Vater, Partner/in, Einkäufer/in, Angestellte/r, Selbständige/r, Manager/in, Liebhaber/in, beste/r Freund/in usw. Damit haben wir viel zu erledigen. Jemand fehlt in der Liste: Ich. Rolle: Ich sein (ohne sonstige Aufgaben). Meistens haben unsere Rollen mit anderen zu tun, beziehen wir uns auf andere. Meistens hat es mit Dingen im Außen zu tun. Wohnung, Körperpflege, Wege fahren, Arbeit, Kinder, Kollegen, Partner, Konsumieren, Freizeitpark, Zerstreuung usw.
Unsere Selbstwahrnehmung, unsere Antworten auf unsere Fragen, uns selbst finden wir in uns. (Nicht in Anderen, Dingen, nicht außen.) Und dies gelingt uns am ehesten, wenn wir mal mit uns allein und in Ruhe sind. Bei uns. Dann können wir uns selbst wahrnehmen und „das, was ist“. Wie fühlt es sich an? Dann können wir in Ruhe eine Frage stellen und der Antwort aus Herz oder Bauch lauschen. Dann können wir uns auch mal bemerken und können wir uns selbst genügen. „Ich bin ich. Und ich bin gut so, wie ich grade bin.“ (Ich übe, aufzuhören mich über meine Taten, Menschen oder Dinge zu definieren durch Vergleichen oder Bewerten.)

 

Drei Tipps:

 

1) Motivation

Finden Sie für sich wundervolle Gründe, was es Ihnen (und damit später auch Ihren Liebsten) bringt, wenn Sie auch mal Zeit für sich allein habe. Entdecken Sie, neben den anderen Rollen, auch Ihre Rolle „Ich allein mit mir“.
Vorteile: Hier dürfen Sie so sein, wie Sie grade sind. Hier können Sie still, ruhig sein. Hier können Sie eine wichtige Frage an sich stellen und erhalten eine ehrliche Antwort von Herz oder Bauch. (Nicht wie sonst vom analytischen Kopf.) Hier kommen Herzenswünsche. (Bedenke: Die Menschen oder Dinge können Ihnen letztendlich nicht geben, was Sie wirklich im Inneren brauchen. Auch wenn Sie sich das wünschen.) Sie können sich das selbst geben.

2) Finden Sie Raum und Zeit

Raum und Zeit für sich zu finden ist die größte Übung. Denn wahrscheinlich haben Sie die alltäglichen Rollen, Routinen, Handlungs- und Verdrängungsmuster schon lange geübt und dadurch tief verinnerlicht. Finden Sie eine Zeit und einen Raum, in dem Sie allein sein können, ohne etwas Spezielles zu tun. Das kann auch erstmal ganz kurz sein. Fünf Sekunden, 30, eine Minute, fünf Minuten… Steigern können Sie immer noch. Wichtig ist, dass Sie in diesem Moment bei sich sind und das spüren. „Ich bin jetzt hier.“
Beispiele: Sie können sich morgens, abends oder mittendrin kleine Zeiträume schaffen. Fünf Minuten früher aufstehen und allein sein. Still. Oder in der Mittagspause statt in die Kantine in den Park gehen. Abends, wenn alle anderen im Bett sind, noch ein paar Minuten für sich sein.
Oder Sie nehmen Aktivitäten, die Sie sowieso tun, neu wahr. 10 Sekunden vor der roten Ampel stehen, 15 Sekunden im Fahrstuhl, 60 Sekunden in der Warteschlange, 10 Sekunden auf der Rolltreppe, 20 Minuten beim Friseur oder im Wartezimmer, nach dem Ein- oder vor dem Aussteigen im Auto oder im Zug sitzen und innehalten.

3) Werden Sie still

Egal, wofür Sie sich entschieden haben, egal, wie lange Sie mit sich sind, üben Sie, auch wirklich mit Körper und Geist da zu sein. Am besten Sie sitzen, Augen zu und atmen ruhig.
Gehen Sie so vor: Setzen Sie sich bequem hin, sanft räkeln und lockern, entspannt sitzen, zwei tiefe Atemzüge nehmen, vor allem auch tief ausatmen, Augen schließen. Beachten Sie Ihren Atem. Einatmen. Ausatmen. Falls Gedanken kommen, lassen Sie sie kommen, lassen Sie sie gehen. Sie können auch denken „Ich atme ein.“ „Ich atme aus.“ Sie können auch eine Frage mit in diese Zeit der stillen Atmung nehmen. Seien Sie nur da.
Nach Ihrer Zeit lösen Sie sich aus der Verinnerlichung und kommen wieder ins Hier und Jetzt.

Ich wünsche Ihnen … – da sein.